Tag 2: Plaidt – Bad Ems

 
 
Heute machen wir einen Ausflug an den Rhein! Meine Passagiere? 22 und 27! So zumindest ihre Antwort auf meine Frage wie alt sie sind. “27? Dat bin isch oach!”, so Herr J. Viel gereist sei er immer, auf Monatge in der ganzen Welt gewesen. Auch in Berlin habe er gelebt. Geflüchtet aus Polen im ersten Weltkrieg. Mit 15 die Eltern verlassen und erst 7 Jahre später wieder vereeint gewesen. Dinge, die wir uns heute in Europa nicht mehr vorstellen können. Zum Glück!
An sein erstes Auto erinnert er sich natürlich auch: ein Goggo! Ich stutze: “ein Goggo?” Ich habe das Gefühl mich verhört zu haben. Als Kind der 90er sind für mich Gogos, die 3-5 cm kleinen Spielfiguren, kleine Plastikmonster. Im Pausenraum meiner Schule trafen wir uns in der Mittageszeit und flippt die Plastikmonster mit den Fingern über den Tisch. Das Ziel des Spiels war einfach: möglichst viele Gogos, des gegenüberliegenden Gegners abschießen. Herr J. sprach natürlich nicht von den bunten Monstern, sondern von Goggo – dem Goggomobil. Goggo, die Knutschkugel aus den 50er Jahren war seiner Zeit topmodern. Das Auto besaß schon damals modisches Zubehör wie eine Sonnenblende, kleine Schlafaugen über den Scheinwerfern und einen Wackeldackel auf der Hutablage. Wenn ich mir meinen Passagier so anschaue, kann ich mir schon bildlich vorstellen, wie der nette Herr mit Hut, seine Rendevous mit diesem Auto chauffiert hat.
Die Highlights in seinem Leben? Die Antwort kommt wie aus der Kanone geschossen: “Die Jugendzeit – die erste Freundin, der erste Kuss – das war meine Jugendzeit! Da hat man viel erlebt!”, so sagt er mit leuchtenden Augen. Obwohl so viele Jahre vergangen seien, sei er immer noch mit den Freunden aus der Jugendzeit befreut.

Als wir an Dykerhoff vorbeiradeln, ruft er “Hier habe ich 44 Jahre geschafft!” und berichtet von seiner Anfangszeit in der Zementfabrik. Ich überlege, in 44 Jahren bin ich bereits 71. Ob ich jemals in einer Firma so lange arbeiten werde? Wohl kaum. Unsere Generation arbeitet oft nur 2 Jahre in einer Firma, um dann den Arbeitsgeber zu wechseln. Dies ist karrierefördernd, so meint meine Generation. Außerdem brauche man Abwechselung. So geht es mir auch. Schon bei dem Gedanken so lange an einem Ort zu arbeiten, macht mich etwas wahnsinnig.

“Nützt einem nicht, was will ich an dem schönsten Ort der Welt, wenn ich niemanden hab, der mich besuchen kommt”. In Plaidt sei es schön. Hier komme er her. Dem Leben im Seniorenheim hätte er nicht entgegengefiebert, aber nun sei es eigentlich sehr schön. Mit  seinem Sitznachbarn in der Rikscha teile er sich auch ein Zimmer. Der Vorteil: im Seniorenheim ist immer ‘was los, und es ist rundum die Uhr jemand da mit dem man reden kann. Einsam ist man dort nicht. So gut wie die Kindern und Enkelkinder sich auch bemühen, so viel Gesellschaft wie er im Seniorenheim hat, können sie ihm nicht leisten, erklärt er.

Eindruck von Martin:

In Bad Ems fuhren wir am Spielcasino vorbei auf den Platz vor dem Hotel…Wir trafen dort Bürgermeister Abt, der in Bad Ems ehrenamtlicher Bürgermeister und im Hauptberuf Film- und Fernsehproduzent ist. Mit ihm und ein paar Senioren fuhren wir mit der Rikscha durch Bad Ems, sprachen mit der Presse und hatten danach noch Gelegenheit, mit Herrn Abt einen Blick in die Spielbank zu werfen. Bis 22 Uhr kann man dort auch mit Alltagskleidung reingehen… Unsere Schatzmeisterin gab aber dafür nicht ihr ok…
Beeindruckend war der Marmorsaal und das Kurtheater, in dem schon viele bedeutende Künstler aufgetreten sind.. Übernachtet haben wir im Hotel Prinz Eitel – war soweit ganz ok. Bad Ems gehörte bereits im Spätmittelalter zu den überregional bedeutenden Bädern, die zum Beispiel von den Erzbischöfen von Trier und Mainz sowie von den Landesherren aufgesucht wurden. Seine Glanzzeit erlebte der Ort im 19. Jahrhundert als „Weltbad“ und Sommerresidenz zahlreicher europäischer Monarchen und Künstler, unter anderem Kaiser Wilhelm I., die Zaren Nikolaus I. und Alexander II. von Russland, Richard Wagner, Wassili Wereschtschagin, Fjodor Michailowitsch Dostojewski etc.
(Wikipedia)

· Warum sollte man in Bad Ems auf dem Weg der Einheit Halt machen?
Weil Bad Ems nicht nur die schönste, sondern neben Bonn und Berlin auch die einzige (Ex-)Hauptstadt auf der Route ist. Schließlich war das Weltbad Bad Ems im 19. Jahrhundert DIE Sommerhauptstadt Europas, in der sich Zaren, Kaiser und Könige trafen. Entsprechend beeindruckend ist hier die Kulisse mit barocken, klassizistischen und im Stil der Bäderarchitektur
geprägten Bauten. Von der tollen Landschaft, die schon Schriftsteller wie Dostojewski zum Schwärmen brachte, mal ganz abgesehen. Nicht umsonst läuft derzeit auch die Bewerbung von Bad Ems als UNESCO-Weltkulturerbe.
In Bad Ems planen wir, einen kräftigen Schluck aus der Heilquelle zu nehmen, damit wir die Fahrt gut überstehen. Das bietet sich die Römerquelle an, am Platz der Partnerschaften gelegen. Hier am besten mit dem Eigentümer Staatsbad Bad Ems GmbH (Kontakt s.o.) aufnehmen, auch damit genügend Trinkbecher vorhanden sind.

Abends saßen wir noch nett in den Lahnterassen zusammen und planten den nächsten Tag. Schon bald war unser Team sehr gut eingespielt, sodass die anstehenden Aufgaben gut erledigt werden konnten. Caro und Natalie sprachen Termine ab und die andern machten beispielsweise die Rikschas klar (Aufladen der Akkus-für jede Rikscha gibt es zwei), Kontrolle des Reifendrucks (5 bar), Zusammenstellung des Proviants für den jeweiligen Tag etc. In der ersten Woche waren wir mit 5 Leuten immer gut besetzt, sodass 4 Piloten für die Rikschas zur Verfügung standen und eine Person den Begleitbus fahren konnte. Der war dann auch immer als erster im Zielort, unser Gepäck stand schon vor den Zimmern und wir konnten direkt unter die Dusche springen..- perfekt!!

 

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